Das Thema ist aktueller denn je - immer mehr Weintrinker greifen zu Bio-Wein. Noch vor einigen Jahren waren viele skeptisch, heute ist es für viele Kunden ein entscheidendes Kriterium beim Kauf einer Flasche Wein. Doch was steckt hinter dem Begriff "Bio" und worin genau unterscheidet sich Bio-Wein von konventionellem Wein?
Frank Kayser hat sich die Zeit genommen und uns mitgeteilt, warum es für ihn so wichtig ist biologisch zu produzieren.
Was sind - in Kürze erklärt - die grossen Unterschiede zwischen konventionellem Wein und Bio-Wein?
"In der Bio-Landwirtschaft verzichtet man auf synthetisch-systemischen Pflanzenschutz und die Düngung mit Kunstdünger. Man arbeitet mit organischen Mitteln um die Pflanzen zu stärken - nicht zu schützen - und die Bodenbearbeitung findet rein mechanisch statt. Ohne Vernichtungsmittel! Wichtig: im Vordergrund steht ausserdem noch die Biodiversität: also die biologische Vielfalt, die die Gesamtheit des Lebens auf unserer Erde beschreibt. Sie umfasst die Vielfalt der Ökosysteme."
Warum produziert Ihr biologisch?
"Weil wir der festen Überzeugung sind, dass nur nachhaltige landwirtschaftliche Produktion langfristig die Ernährung der Erdbevölkerung sichern kann, weil wir der Erde und dem Klima so nicht schaden, sondern helfen wollen und weil Bio-Produkte einfach bekömmlicher sind."
Biologische Produktion und Klimawandel - ist der CO2-Abdruck bei Biowein grösser oder kleiner als bei konventionellem Wein?
"Beim Bio-Wein viel kleiner. Vor allem weil die schlechte CO2-Bilanz der mit viel Energie und Aufwand hergestellten synthetischen Pflanzenschutzmitteln wegfällt. Wir arbeiten ja nur mit organischen Mitteln, also Dingen die in der Natur vorkommen."
Ist der Arbeitsaufwand bei Biowein grösser als bei konventioneller Produktion?
"Im Weinberg auf jeden Fall fast doppelt so hoch. In allen anderen Bereichen wie Keller, Abfüllung, Lager und Logistik gibt es keinen Unterschied."
Worin liegt für Dich der grösste Unterschied zwischen Bio-Wein und konventionellem Wein?
"In der Bekömmlichkeit. Das jeder an sich selbst gerne testen ;-) Bio-Wein in Massen genossen schadet auch in grossen Mengen nicht. Aber Spass beiseite. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, aber man merkt nach einem Glas zu viel, dass Biowein kein - oder nur selten - Kopfschmerzen bereitet."
Beschränken sich die Auflagen für Biowein ausschliesslich auf den Weinberg oder gibt es auch Richtlinien für die Arbeit im Keller?
"Eigentlich so richtig nur im Weinberg. In der Kellerweirtschaft gilt zwar ein niedrigerer Schwefelgrenzwert und die Pflicht nur GVO-freie Produkte einzusetzen, aber hier passieren sonst keine Dinge die nicht Bio wären."
Strenge Auflagen vom Weinberg bis in den Keller
Die Grundidee bei der Produktion von Bio-Wein ist es, im Einklang mit der Natur zu arbeiten und auf synthetische Pestizide, Herbizide und Kunstdünger zu verzichten. Stattdessen setzt man bei Bio-Wein auf natürliche Methoden um die Reben gesund zu halten.
Im Rebberg bedeutet dies...
...die Förderung der Fruchtbarkeit des Bodens durch Kompost und Gründüngung.
...dass Nützlinge zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden.
...die Durchführung mechanischer Unkrautbekämpfung.
...den Verzicht auf gentechnisch veränderte Organismen.
Im Keller geht es um...
...die eingeschränkte Verwendung von Zusatzstoffen - wie zum Beispiel Schwefel.
...den Verzicht auf Schönungsmittel wie Gelatine oder Kasein.
...Spontangärung mit natürlichen Hefen, wobei dies kein Pflichtkriterium ist.
Gundsätzlich ist jedoch zu sagen, dass man nicht sagen kann ob Bio-Wein "besser" oder "schlechter" ist als konventioneller Wein. Geschmacksache ist das eine. Jedoch behaupte ich, dass Bio-Wein bewusster produziert wird. Vor allem bei spontan vergorenen Weinen entsteht ein authentischer Geschmack. Diese Bio-Weine spiegeln oft stärker das Terroir, sprich die Besonderheiten des Bodens und des Klimas wider. Hinzu kommt, dass Bio-Weine
für viele besser verträglich sind, da Zusatzstoffe - wenn überhaupt - nur in geringen Mengen zum Einsatz kommen. Und zu guter letzt wird ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet. Denn biologischer Anbau schont die Umwelt und fördert Biodiversität.
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